5200 Kilometer am Zugfenster - kein bischen langweilig
.
  Eindrücke und Beobachtungen rechts und links der Bahnstrecke
.
.
Freunde, Bekannte fragten nach dem Reiseziel. Nach der Antwort: Russland/Sibirien/Baikalsee schauten einige ungläubig. Der Taxifahrer fragte bei der Abholung zum Zug: "Wohin geht die Reise?". "Russland/Sibirien/Baikalsee!". "Nach Russland!?". Dann schwieg er. Russland war wohl verdächtig? Die Weite des Landes sollte mal "erfahren" werden. Ein Flug von Frankfurt nach Irkutsk dauert wesentlich länger als Frankfurt New York. Eine riesige Landmasse wird überflogen. Mit der Transsib fährt man 5 Tage/4 Nächte und legt 5220 km zurück. Von solchen Städten wie Jaroslavl´, Kirov, Perm, Ekatarinenburg hat man schon gehört. Doch, wo lagen die? Beim Ural und Kilometer 1777 endete Europa, Asien begann. Auf der weiteren Strecke kamen dann Omsk, Novosibirsk, Taishet.  Von Irkutsk ist es dann nur noch ein Katzensprung - nach russischen Maßstäben - bis Ulan-Ude´, in die Mongolei. Der Zug Nr. 70 endete in Cita, nachdem er die Südspitze des Baikal umrundet hat, dem wohl schönsten Teil der Tour. Nach dem Ural erschienen die Bahnhofsgebäude immer repräsentativer. Große Ströme wurden gequert: Wolga, Irtysch, Ob, Jennisej, die Angara bei Irkutsk. 6 Stunden mit dem Flugzeug oder 5 Tage mit dem Zug ist man unterwegs!! Vor der Reise hat man einiges zum Lesen eingepackt. Was macht man in der langen Zeit? Nicht eine einzige Zeile wurde gelesen! Noch am Anfang der Reise waren Haltepunkte mit unseren europäischen Erfahrungen vergleichbar: kultiviertes Land, kleine Bahnhöfe in dichter Folge. 
.
.Stundenlang: Birken, Birken, Kiefern, viele Sümpfe, kleine Siedlungen, in denen wohl die Zeit angehalten worden ist ...
 
..
Mit zunehmenden Entfernungen wurden Ansiedlungen weniger, Felder und Weiden auch. Birken und Kiefernwälder, viele Sümpfe, weites Steppenland dehnte sich bis zum Horizont. Der 700 m lange Zug hielt auch schon mal für eine Person an einem winzigen Haltepunkt. Birken, Birken, Birken, Kiefern, kaum Anhöhen oder Berge sind zu sehen.  In einigen Siedlungen standen vereinzelt PKW, Dorfstraßen und Zufahrtsstraßen waren zumeist unbefestigt. Manchmal wurden auch Neubauten oder neue Anbauten sichtbar, Felder, Wiesen, Vieh nur selten. Mehr als -40°C herrschen hier im Winter. Schranken an Bahnübergängen waren gesichert mit dem Balken und zusätzlich   aufgekappter Straße unter der Schranke..Irre lange Güterzüge mit Öl oder Holz begegnetem dem Zug Nr. 70. Bei einer Tasse Tee aus dem Samowar wurden auf dem Gang Gedanken zur Reise, zur Politik, zur Familie u.a. ausgetauscht. Die Schaffnerinnen mit Wischeimer und Staubsauger störten immer mal wieder die Kommunikation.
.
Lebensmittelversorgung unterwegs
.Im Speisewagen und am Bahnsteig
Russische Gerichte wurden im Speisewagen vorgelegt und am Baikal. Eine neue Erfahrung. Nicht besser/schlechter, sondern anders als gewohnt mit viele Dill
Die Mannschaft des Speisewagens verabschiedete sich mit einem richtigen russischen Gedeck!
Bahnsteigkante - Supermarkt

 Der Speisewagen rollte eigentlich  nur für die Reisegruppe mit. Einheimische versorgten sich auf den Bahnsteigen unterwegs. Vermutlich, zu teuer!?

Angebote: Fisch, Beeren, Obst, Gemüse, Gekochtes, Gebratenes u. a.
Vielfältig, das Bahnsteigangebot der Babuschkas. Alles an Fisch, Fleisch, Wurst, Obst, Gemüse war relativ billig zu haben; Essen, was man sonst auch konsumiert. Manche Speisen waren frisch zubereitet, noch warm. Kioske auf den Bahnsteigen ergänzten das Angebot mit Getränken, Eis oder Fertiggerichten, die man mit kochendem Wasser aus dem Samowar auffüllen musste. Für den Verkauf schien es unterschiedliche Regelungen zu geben. Einige fuhren ihren Stand am Bahnsteig selbstbewusst entlang; in anderen Städten schienen die Verkäufer scheu und zur Flucht bereit. Textilien aus eigener Produktion, Pelze, Spielzeug waren auch im Angebot.

Das Verhältnis von "Moskauer Zeit" im Zug und die reale Zeit der entsprechenden Zeitzone bereitete Probleme bei der Speiseneinnahme. Um nicht bei der Ankunft in Irkutsk sofort statt Frühstück Mittag zu essen, mussten Abstände zwischen einige Mahlzeiten gedehnt werden. Dann kam Reiseleiterin Olga mit ihrem großen Beutel und deckte den Tisch im Abteil mit Gebäck, Teebeutel, Pulverkaffee, Milch, Zucker, damit alle von 7 Uhr bis 11 Uhr bis zum Frühstück durchhielten.

Zum Mittag wurden drei Gänge gereicht - gut schmeckende Suppen, Rohkost ...
Angebote auf dem Bahnsteig
Spielzeug für die Kinder wurde vorgezeigt; Pelzmützen  anprobiert - hier herrschen "normal" -30/40°C in vielen Monaten.
.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PM04.2013