Nekropole der Pharaonen - "Tal der Könige"
Die Ägypter bestatteten ihre Könige 1700 Jahre in Pyramiden. Es stellte sich aber heraus, dass diese wuchtigen Begräbnisstätten keinen Schutz vor Raub und Schändung darstellten. Erst für Thutmosis (1545-1515 v. Chr.) wurde unter strengster Geheimhaltung ein Grab am Westufer des Nil, gegenüber Theben, in einer Felsenkammer hergerichtet - im "Tal der Könige". 500 Jahre wurde diese Bestattungsform beibehalten. Allerdings, Schutz vor Grabräubern bot auch diese Bestattungsform nicht. Grabungen im 19. Jh. zeigten, kein einziges Grab war unberührt geblieben.

Mitte des 19. Jh. schienen alle Pharaonengräber gefunden zu sein. Der englische Archäologe Howard Carter, 1873 als Sohn eines Tiermalers geboren, hatte aus Zufallsfunden in anderen Gräbern darauf geschlossen, dass es im Tal der Könige ein Grab des Pharao Tut-ench-Amun geben müsse. 1917 endlich konnte Howard Carter zu graben beginnen. Führende Experten seiner Zeit waren der Meinung, alles sei gefunden. Carter grub an einer Stelle, an der noch nicht gegraben worden ist. Unterhalb eine bekannten Grabes ließ er den Schutt bis auf den gewachsenen Fels abräumen und fand das Grab des Tut-ench-Amun - eine Weltsensation 1922.

Grabstelle Ramses und darunter Tutanchamons Felsengrab Wandmalerei im Grab des Pharao Sethos Tal der Könige 1922
Pharao TUTANCHAMON und sein Grab - Von Prof. Dr. Röder, Museumsdirektor in Hildesheim 1924
Niemals ist der Name eines Pharao so schnell berühmt geworden wie der des Tutanchamon. Vor drei Jahren nur dem engsten Kreis der Fachgelehrten bekannt, heute in aller Mund. Selten hat überhaupt eine Frage aus der Geschichte des Altertums weite Kreise der Öffentlichkeit so ergriffen wie das Grab des Tutanchamon.

Zuerst der Mensch. Eine Persönlichkeit abweichend von dem Typus des Pharao. Kein Schema, kein Pagode, mit Fleisch und Blut steht er auch jetzt schon vor uns, obwohl noch niemand seiner Mumie ins Antlitz gesehen hat. er wuchs an dem Hofe des "Ketzerkönigs2 auf, des für religiöse und künstlerische Stimmungen begabten Echnaton. Er ist jung vermählt worden mit der Tochter des regierenden Königs. Beide waren wahrscheinlich noch Kinder; Kinderheiraten sind in Ägypten nichts Ungewöhnliches, im Altertum wie in der Gegenwart. Der Jüngling hat später die Krone getragen, aber kaum jemals die Zügel der Herrschaft in Händen gehabt. Er verschwindet nach einer kurzen Herrschaft von 6 bis 7 Jahren. ...

Tutanchaton änderte seinen Namen in Tutanchamon, um die Rückkehr zu Amon, dem höchsten gott der ägyptischen Kirche, zu symbolisieren. Seine Gattin folgte seinem Beispiel, und damit war die von Echnaton geschaffene Ato-Religion beseitigt ...Das Grab des Tutanchamon liegt unmittelbar vor dem Eingang zu dem Gram Ramses VI. Als dieses aus dem Felsen gehauen wurde, hat man Steine und Schutt auf die Talsohle hinabrollen lassen und dadurch den Eingang des älteren Grabes verschüttet. Das Grab Ramses VI. ist seit der römischen Zeit von Reisenden besucht worden, die im Altertum wie heute von Dragomanen geführt wurden. Der Zugangsweg lief über das Grab des Tutanchamon hinweg, und seit Jahrtausenden sind Menschen hier gegangen, ohne zu ahnen, über welche Schätze ihr Fuß hinwegschritt. Das Grab des Tutanchamon wäre wohl niemals gefunden worden, wenn der Earl of Carnavon und Mr. Carter sich nicht entschlossen hätten, die Talsohle bis auf den gewachsenen Fels freizulegen, um nach unbekannten Grabeingängen zu suchen. Es hat eine angelsächsische Fähigkeit dzu gehört, zu dieser Methode zu greifen und sie trotz jahrelanger Enttäuschungen unbeirrt durchzuführen.

Vom November 1922 bis zum Frühjahr 1923 hat die Grabungsleitung die im Vorzimmer stehenden Gegenstände ausgeräumt, in ein Laboratorium geschafft, das man in einem benachbarten Königsgrabe hergerichtet hat, und zuletzt die Stücke, in Kisten verpackt, auf einer Barke in das Museum nach Kairo geschafft. Die Fahrt war ein Triumphzug des königlichen Grabschatzes durch das Land. die Polizei von ganz Ägypten war alarmiert und auf den beiden Ufern des Nils aufgestellt.  Die Bewohner der Dörfer strömten herbei und sangen in hohen Trillern, um dem

verstorbenen  König die Totenklage darzubringen. Nach einigen Wochen wurde ein Teil der Funde im Museum zu Kairo aufgestellt, und er hat dort die Augen der Besucher entzückt. Im Winter 1923/24 hat die Grabungsleitung nur im Sargraum gearbeitet. Dort steht der Sandsteinsarkophag unter vier Schreinen aus vergoldetem Holz, der äußerste mit blauen Fayencekacheln eingelegt, und dadurch von gesteigerter Farbenwirkung. Man hat den ganzen Winter gebraucht, um diese vier Schreine auseinanderzunehmen. Zuerst wurden die Deckel von allen vieren nacheinander abgenommen und in das Vorzimmer hinübergebracht. Die Arbeit war außerordentlich schwierig und dauerte unverhältnismäßig lange Zeit, so daß ein in allen Ländern aufmerkendes Publikum ungeduldig wurde, wenn die Tagesberichte der Grabungsleitung nichts anderes zu melden wußten, als immer neue und unerwartete Schwierigkeiten bei dem Auseinandernehmen.
Der Raum zwischen dem Schreindach und der Decke des Zimmers war so eng, daß man froh war, endlich einen geschickten Jungen zu finden, der dort oben arbeiten konnte. Als die erste Decke abgehoben war, fand man den zweiten Schrein mit einem Tuche bedeckt dessen Konservierung die Gattin eines englischen Ägyptologen übernommen hat. Auf die Innenseite des Daches sind fliegende Geier gemalt wie an die Decken von Tempelräumen. Die Bretter sind von den altägyptischen Tischlern zum Teil falsch zusammen gebaut worden, so daß die Geier rückwärts flogen. Auch an oberen Stelle zeigte sich, daß die von den Zimmerleuten eingegrabenen Marken nicht beachtet und die Holzteile falsch aneinandergebracht waren.
Zuletzt wurden die Wände der Schreine niedergelegt. Zwischen ihnen standen Stöcke, Bogen, Vasen und Kleinodien. Die Türen waren verschlossen und mit Siegeln versehen. Endlich stand der Sarkophag frei. Wieder wurde eine feierliche Stunde angesetzt, zu der die Öffnung des Sarges geschehen sollte.
Der Deckel wurde hochgewunden, und zitternd vor Erregung sahen die wenigen Anwesenden in den Sarg. Das Gold des Gesichtes soll wie eine Arbeit von gestern geglänzt, die Blumen frisch ausgesehen haben.
Da unterbrach ein Zwischenfall die Arbeit. Schwierigkeiten zwischen Mr. Carter und der Verwaltung der Altertümer des Ägyptischen Staates waren ernst geworden. Vergeblich versuchte man sie durch einen Vertrag zu beseitigen. Sie kamen erneut und schwerer wieder, und Mr. Carter stellte die Arbeit ein, als ägyptische Polizei das Grab besetzt hatte.
Die Regierung antwortete mit der Entziehung der Erlaubnis zur Grabung im "Tal der Könige". Mr. Carter erhob Klage auf Herausgabe des Grabes und schickte als seinen Verteidiger Maitre Maxwell zu Morkos Hanna, dem Minister der öffentlichen Arbeiten. Dieser ägyptische Nationalist wie das ganze Ministerium der eben um die politische Selbständigkeit kämpfenden Ägypter, kannte Maxwell von früher her, als jener gegen ihn die Todesstrafe wegen Hochverrats beantragt hatte. Jetzt stand man sich in anderen Rollen gegenüber, und Kairo hat eine Sensation gehabt wie schon lange nicht.


 

Wie liest man Hieroglyphen?  von Ingenieur Luedecke, Berlin 1924
Bereits in der frühesten historischen Zeit, d.h. schon in derjenigen Epoche, aus der wir die ersten Inschriften besitzen, tritt und das hierogIyphische Schriftsystem fertig entgegen. Seiner Entwicklung und Vervollkommnung zu folgen, ist uns nicht gestattet; denn schon die ehrwürdigen Inschriften zeigen es so
abgeschlossen und vollendet, wie es uns aus viel späteren Monumenten wieder begegnet; ja in den ältesten Texten sind bereits Darstellungen de "Schreibzeuges" sind sämtliche in Stein gemeißelt oder in Holz geschnitten und konnten sich darum so lange erhalten, während wohl die ersten Versuche der Schreiber auf und mit vergänglicherem Material hergestellt wurden und zugrunde gingen.
Die hieroglyphische ist die älteste Schriftgattung der Ägypter und besteht aus Nachbildungen konkreter Gegenständen aus allen Gebieten des Geschaffenen und Gestalteten sowie aus konventionell erfundenen Zeichen. Als Ausflüsse des Horus-Auges betrachtet. Daher bediente man sich auch auf Arzneigefäßen der hieroglyphischen Schrift.
Von der hieroglyphischen Schrift sind die hebräischen, griechischen, romanischen und germanischen Schriftzeichen hergeleitet. Wenn wir einen hieroglyphischen Text betrachten, müssen wir vorerst die phonetischen Zeichen von den determinativen trennen, denn erstere geben bas Wortbild, letztere nur die Bestimmung; man kann jedoch in den meisten Fällen am Determinativum das Wortbild erkennen.
Bild oben (Kartusche) stellt den Namen einer Königin dar, das erkennen wir am Schlusse des Namens. Die letzten beiden Zeichen (übereinander) in der Umrahmung geben uns, wie wir aus dem Koptischen wissen, den weiblichen Artikel = te an. Wir beginnen aber wieder von vorn zu lesen … Dreieck = K, Löwe = l, Sumpfgras = i, Schlinge = o, Matte = p, Adler = a, Hand = d, Mund = r, Adler =a,. wir haben also den Namen KLEOPATRA gefunden ....
Tutanchamon Statue Tutanchamon Museum Kairo Nofretete, Schwiegermutter  des Tutanchamon Sandsteinsarg, hinter der Tür die 4 vergoldeten Schreine
Die archäologische Bedeutung des Grabes 
Die Wichtigkeit der Entdeckung und die Bedeutung der Fundstücke im Grabe des Tutanchamon ist gelegentlich so unbegrenzt hochgehoben worden, daß nichts ihm gleichzukommen schien.
Andere Beurteiler haben dämpfen zu müssen geglaubt und recht herbe Worte für die Minderung des Wertes gefunden. Die Wahrheit liegt in der Mitte, und man kann wohl schon heute etwas darüber sagen, wenn auch erst die Hälfte geborgen und von dieser nur kleine Teile vorläufig veröffentlicht sind.
Wir haben auch sonst schon Königsgräber aus dem alten Ägypten erhalten, und wir haben in ihnen auch schon die Mumien gefunden, besitzen aus einem antiken Versteck auch eine große Zahl von Königsleichen. Aber zum erstenmal treten wir bei Tutanchamon an einen Königssarg mit den vier Schreinen, die ihn vollständig umschlossen, ohne daß seit der Beisetzung irgendeine Hand an die Aufbahrung gerührt hat. Die Bronzeklammern an den Flügeltüren der Schreine waren noch mit Schnüren umwunden, auf den Knoten saßen die Stempel, in Ton abgedruckt von der Hand der königlichen Beamten, die mit dem Verschluß des Sarges beauftragt waren.
Im Steinsarkophag selbst war, als der Deckel für einige Tage gelüftet gewesen ist, der innere Holzsarg zu sehen, bedeckt mit Leichentüchern, wie sie auch als Hülle der Schreine gefunden sind. Alle diese Einzelheiten haben uns zum ersten mal gezeigt, wie man einen Pharao aufgebahrt und eingesargt hat. Die Särge allein oder die Mumien, die uns bisher erhalten waren, gaben davon ein so farbloses und dürftiges Bild, wie etwa die Ruinen der Tempel uns in ihrem heutigen Zustande nichts mehr zeigen von der Pracht der Ausstattung mit Altären und Schreinen und Stühlen, von dem Glanz der Gewebe, des Goldes und der blitzenden Steine, die einst überall im ägyptischen Gotteshause den Reichtum der Kirche zeigten.
In der Unberührtheit, in der Vollständigkeit der Beigaben liegt die größte Bedeutung des neuen Grabes.
Demgegenüber verschwindet die Tatsache, daß Diebe ein paar wertvolle Stücke, besonders aus Gold, sämtlich aber kleinen Umfanges, gestohlen haben. Sie sind 200 dis 300 Jahre nach der Bestattung des Tutanchamon eingedrungen und von den Entdeckern noch sozusagen auf frischer Tat ertappt; man fand nämlich ein Tuch von ihnen, in das sie gestohlene Fingerringe gewickelt hatten, vergessen in einer der Ecke liegen. Auch die einzelnen Fundstücke haben uns Belehrungen nach mancher Richtung gebracht.
In ihrer Gesamtheit zeigen sie, was alles man für wert hielt, dem König ins Grab zu folgen. Nicht nur Gegenstände religiöser Bedeutung, wie die drei Bahren in Gestalt von Löwen, Kühen und Nilpferden, drei Tieren der Unterwelt, auf denen die Mumie des Königs bei der Vollziehung des Totenrituals liegen sollte.
Auch Stücke des königlichen Schatzes, teils aus dem Anfange seiner Regierung, wie der bei der Thronbesteigung benützte Sessel, Teile aus dem Ende, wie ein goldener und mit farbigen Glassflüssen eingelegter Brustschmuck, auf dem die alten Götter dargestellt sind, zu denen Tutanchamon erst später wieder zurückkehrte. Sogar Kleidungsstücke aus seiner Kindheit sind bezeichnenderweise dabei, einige Paare kleiner Handschuhe und eine Kinderhaube.
Den geschichtlichen Gewinn aus den Funden darf man nicht überschätzen. Der erhoffte Papyrus, den die Entdecker nach ihrer ersten Besichtigung schon ankündigen zu können glaubten, ist ausgeblieben.
Vielleicht kommt er zum Vorschein, wenn die verschiedenen Dutzend verschlossener Kästen geöffnet werden, die noch in zwei Räumen des Grabes unberührt stehen, und bringt uns dann einen zusammenhängenden Bericht über die Regierung des Tutanchamon, wie wir ihn für Ramses III. besitzen. Einstweilen können wir für die politischen Vorgänge nur Folgerungen aus ein paar vereinzelten und nicht immer eindeutigen Tatsachen des Befundes ziehen. Sie sind nur Bergspitzen aus einer verhüllt daliegenden Landschaft, von der wir später hoffentlich größere
Zusammenhänge werden übersehen können.
Jetzt erkennen wir z. B. die übereilte Hast, mit der das Grab viel zu klein angelegt ist, und die unwürdige Eile, mit der man die Bahren, Betten, Sessel, Truhen und Vasen übereinander aufstapelte und ineinander stopfte. Die kostbaren Wagen des Königs nahm man sogar auseinander und lehnte sie in einem wirren Durcheinander der einzelnen Teile gegen die Wand.
In dem Sargraum stellt ein Freskobild den König "Priester Eje" dar, wie er dem Tutanchamon opfert; er ist der Nachfolger des jung gestorbenen Königs und hat ihn bestattet. Vielleicht stand auch über dem Priester Eje, der nur für Monate die Krone tragen durfte, die starke Hand, die ihn zur Eile zwang, der General Haremheb. Er war wohl auch die Ursache dafür, daß Tutanchamons Grabschatz nicht eine würdige Aufstellung erhalten konnte. …
Besucher werden um 1922 zu den Gräbern geführt Verschlossene Grabkammern; Siegel wurden bis 1922 nicht erbrochen
 
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+++Archäologen starben nach der Graböffnung.+++ Die Presse schrieb vom "Fluch der Pharaonen". 1924: Wie wurden die Todesfälle gedeutet und erklärt? >>>
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pm 03/2006